Frage

Sehr geehrte Damen und Herren, 
ich möchte gerne wissen wie sie zu dem Produkt Repithel® stehen. Das vorhandene PVP-Jod hindert mich es in der Wundbehandlung anzuwenden, bei einer Mesh-Entnahmestelle möchte der Plastische Chirurg Repithel® einsetzen. Seine Begründung dazu, dass die darin enthaltenen Liposome zur schnelleren und schmerzfreieren Abheilung/ Granulation führen.

Können sie mir ihre Stellungnahme dazu geben?

Antwort

Herzlichen Dank für die interessante Frage.

Nach einem anfänglichen „Hype“ ist es in den letzten Jahren doch etwas ruhiger um Repithel® geworden. Letztlich  muss man sich fragen, ob eine neue Darreichungsform prinzipiell etwas an den Eigenschaften von PVP – Jod ändert. Das  haben wir damals eher ablehnend diskutiert. Zu beachten ist hier natürlich auch der Eiweißfehler, der das Präparat bei Anwesenheit von frischem Blut (nicht selten bei mesh-graft Entnahmestellen) unwirksam werden lässt.

In der von Ihnen genannten Indikation frage ich mich außerdem, ob die donor-site denn kolonisiert oder gar infiziert ist und hier wirklich ein Antiseptikum benötigt wird. Wenn nicht, wären wohl wirkstofffreie Distanzgitter die bessere Wahl.

Dr. Christian Münter

Frage

Ist ein Schaumverband bei einer trockenen und/oder infizierten Wunde kontraindiziert?
Auf unterschiedlichen Wundfortbildungen werden unterschiedliche Meinungen vertreten.

Wie ist Ihre Meinung, bzw. Erfahrung?

Antwort

Wir haben in unserer Standardgruppe zu einigen Produktgruppen „Produktanwendungsstandards“ erstellt. Deshalb würde ich gerne zu dieser Fragestellung auf den „Produktanwendungsstandard Feinporige Schaumstoffe/Hydropolymerverbände“ verweisen. Wir haben dort als Kontraindikationen eine Zusammenfassung der meist genannten Kontraindikationen in den Packungsbeilagen der Hersteller der Produkte aufgeführt:

·             Klinisch infizierte Wunden

·             Trockene Wunden

·             Freiliegende Sehne, Muskulatur und Knochen

·             Verbrennungen 3. + 4.Grades

Generell sind aber immer vor Nutzung eines jeden Produktes die Hinweise des jeweiligen Herstellers zu beachten.

Ich hoffe, dass die Antwort so weiter hilft.     Kerstin Protz

Frage

Sehr geehrte Experten,
ich habe folgende Fragen:
1. Kann man im Bereich des Anästhesiekatheters/Peridualkatheters zum Schutz der Haut Cavilon verwenden und dann transparenten Folienverband benutzen?
2. Was halten Sie von der Anwendung der Betaisodona Salbe auf eine infizierte Katheter-Austrittstelle?
3. Kann man Cavilon als Alternative auf infizierte Katheter-Austrittstelle benutzen?
Vielen Dank

Antwort

Cavilon ist ein sehr guter Hautschutz, aber im Grunde genommen für gesunde oder mazerierte Haut. Bei Infektionen ist Cavilon nicht geeignet. Diese müssen chirurgisch oder medikamentös und lokal mit Antiseptika (Octenidin, Polihexanid und Abkömmlinge) behandelt werden. Gegen Betaisodona spricht ja nur die Farbe, der Eiweissfehler sollte bei kleinen Wunden keine Rolle spielen (jedenfalls meine persönliche Auffassung). Alternativen s.o., aber m.E. nicht Cavilon.

Mit freundl. Grüßen,           E. Schäfer

Frage

Als Krankenschwester in der ambulanten Pflege habe ich folgende Fragen:

1.) Ist es kontraindiziert, bei einer bettlägerigen Patientin einen Dekubitus mind. Grad I (mit teilweise violetter Verfärbung) am Fuß prophylaktisch mit einem Hydrokolloid zu versorgen, um zu erreichen, dass bei häufigen Lageveränderungen die noch geschlossene Hautschicht als solche erhalten bleibt? Die Patientin liegt auf einer Wechseldruckmatratze, wird von uns 5x am Tag aufgesucht und unter anderem bei jedem Einsatz gelagert.

2.) Dürfen Hydrokolloide auf die Wundverhältnisse zugeschnitten werden? Meines Wissens nach schafft man durch das Zuschneiden scharfe Kanten, die ihrseits zu einer Dekubitusentstehung beitragen können.

3.) Wie groß/weit sollte der Abstand vom Wundrand zur äußeren Abgrenzung eines Hydrokolloides sein? Reicht ein Überstand von 1 cm aus?

Vielen Dank im Voraus für die Bearbeitung und Beantwortung meiner Fragen!

Antwort

1.) Die erste Frage würde ich mit „nein“ beantworten, d.h. die Verwendung eines Hydrokolloids als Hautschutz ist nach wie vor möglich (neben Lagerung, Polsterung, ggf. Schaumstoffverband (teuer!). Bedenken Sie aber, dass der „echte“ Dekubitus meistens in den tieferen Verschiebeschichten entsteht und der Hautschaden erst dann sichtbar wird und somit logischerweise auch von aussen nicht aufzuhalten ist. Bevor man nichts macht, würde ich aber auch einen Hydrokolloidverband empfehlen.

2.) Das Zuschneiden birgt Gefahren. Natürlich kann ein Hydrokolloid zugeschnitten werden, aber immer mit ausreichendem Abstand zum eigentlichen Wundrand (sonst hält er oft ja auch gar nicht!). Wir nehmen wegen des Handlings zurzeit auch ganz gerne Hydrocoll von Mediglobe.

3) Der Überstand von 1 cm ist sicher Minimum. Je nach Lokalisation manchmal nötig, aber mehr wäre hier wohl besser.

Mit freundlichen Grüßen,     E. Schäfer

Frage

Ist es möglich, nach einer Wunddesinfektion mit Octenisept, Promogran zu verwenden oder ist Octenisept in solch einem Fall kontraindiziert, weil es eventuell zu Veränderungen der Proteine führen kann?    Sollte letzteres der Fall sein: Was empfehlen Sie als Alternative zu Octenisept?

Antwort

Sie berühren mit Ihrer Frage eine Reihe von Sachgebieten, ich werde versuchen darauf so einfach und verbindlich wie möglich zu antworten:

Korrekte Indikation / das richtige Produkt? Die Indikation von Promogran ist sicherlich nicht die infizierte Wunde, warum also vorher eine „Desinfektion“ mit Octenisept? … weil die Wunde doch ein Keimproblem hat? J&J hat extra für diese Situation das Promogran-Prisma (mit Silberfreisetzung) konzipiert. Ggf. kann Octenisept hier durch eine wirkstoffreie Spüllösung ersetzt werden?

Welche Mengenverhältnisse liegen vor? Wenn denn schon diese Reihenfolge bleiben soll, wie viel Octenisept bleibt in der Wunde zurück? Spuren sind sicherlich zu vernachlässigen, für das „anfeuchten“ von Promogran allerdings empfiehlt die Fa. nur NaCl-Lösung. Nur wenn J&J und S&M zustimmen, wäre die Anfeuchtung von P. mit O. zulässig.

Was kann schlimmstenfalls passieren? Wenn aber nun alles genau so ist, es bleibt Octenisept in der Wunde, Promogran wird damit benetzt… dann kann nach meinem chemischen Verständnis nichts relevantes passieren. Im Gegensatz zu Wasserstoffperoxyd oder PVP-Jod reagiert Octenisept chemisch nicht mit Kollagen / Cellulose und auch umgekehrt ist eine Reaktion chemisch kaum vorstellbar.

Beste Grüße,    Werner Sellmer

Stellungnahme von Schülke & Mayr GmbH

Bislang sind uns keine Unverträglichkeiten zwischen Promogran und Octenisept bekannt. Entscheidend ist, ob der Wundauflagenhersteller auf Grund von Testungen bestimmte Antiseptika oder Wirkstoffe in Verbindung mit seinen Wundauflagen empfiehlt oder diese Kombination verbietet. Die Frage ist, ob Antiseptik in dieser Wundphase noch indiziert ist, weil Promogran ja in der Granulationsphase eingesetzt wird. Aber sollte diese Indikation bestehen, haben wir keine Bedenken, Reinigung und Antiseptik mit Octenisept durchzuführen und anschließend Promogran als Wundauflage zu verwenden.

Anke Meith, Octenisept Fachberaterin, Schülke & Mayr GmbH

Stellungnahme von Johnson & Johnson

In unserer Packungsbeilage empfehlen wir die Anfeuchtung von PROMOGRAN mit Ringerlösung oder NaCl. Wir haben keine klinischen Daten zur Kompatibilität von PROMOGRAN in Kombination mit OCTENISEPT. Uns sind bisher aber keine Berichte bekannt, dass es bei der Kombination zu Reaktionen/ Minderung der Wirksamkeit von PROMOGRAN gekommen ist. Es sind bei PROMOGRAN keine Wechselwirkungen bzw. Inkompatibilitäten bekannt.